Um was handelt es sich bei Bipolarität?
Die Bipolare Störung, auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung, ist eine schwere psychische Erkrankung, die durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist. Diese Schwankungen umfassen Phasen intensiver Hochstimmung (Manie oder Hypomanie) und Phasen tiefer Depression. Die Wechsel zwischen diesen extremen Stimmungszuständen können plötzlich oder allmählich erfolgen und variieren in Dauer und Intensität.
Manische Episoden: Während einer manischen Episode fühlen sich Betroffene ungewöhnlich energiegeladen, euphorisch oder gereizt. Sie können impulsives Verhalten zeigen, wie zum Beispiel exzessives Geldausgeben, riskante sexuelle Aktivitäten oder unrealistische Geschäftsvorhaben. Oft leiden sie unter Schlaflosigkeit, haben ein übersteigertes Selbstwertgefühl und reden ununterbrochen.
Hypomanische Episoden: Diese ähneln den manischen Episoden, sind aber weniger schwerwiegend. Hypomanie führt zu anhaltender Energie und gesteigerter Produktivität, ohne die extremen Risiken und Beeinträchtigungen, die mit einer vollen Manie verbunden sind.
Depressive Episoden: In den depressiven Phasen erleben Betroffene Symptome einer Major Depression, wie anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Gedanken an den Tod oder Suizid. Diese Phasen können schwerwiegend sein und das tägliche Leben stark beeinträchtigen.
Gemischte Episoden: In gemischten Episoden treten Symptome von Manie und Depression gleichzeitig auf. Betroffene können sich zum Beispiel rastlos und gleichzeitig traurig oder hoffnungslos fühlen. Diese Episoden sind besonders belastend und gefährlich, da das Risiko für Selbstverletzung erhöht ist.
Die Bipolare Störung ist in verschiedene Typen unterteilt, darunter Bipolar-I-Störung (mindestens eine manische Episode) und Bipolar-II-Störung (Hypomanie und schwere Depressionen). Die genaue Diagnose erfordert eine gründliche Beurteilung durch einen Facharzt.
Die Ursachen der Bipolaren Störung sind komplex und beinhalten genetische, biologische und umweltbedingte Faktoren.
Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorgeschichte von Bipolarer Störung erhöht das Risiko, an dieser Erkrankung zu leiden. Studien haben gezeigt, dass genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen, wobei bestimmte Gene das Risiko für die Entwicklung der Störung erhöhen können.
Biochemische Faktoren: Ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern, wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, im Gehirn ist mit der Bipolaren Störung verbunden. Diese Chemikalien sind entscheidend für die Regulierung von Stimmung, Energie und Schlaf und spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung der extremen Stimmungsschwankungen.
Hirnstruktur und Funktion: Bildgebende Studien haben gezeigt, dass bestimmte Bereiche des Gehirns, die für die Stimmungsregulation zuständig sind, bei Menschen mit Bipolarer Störung anders funktionieren. Diese Unterschiede in der Hirnstruktur und -funktion können zur Entstehung der Krankheit beitragen.
Umweltfaktoren: Stressige Lebensereignisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen, Scheidung, finanzielle Probleme oder Traumata, können eine bipolare Episode auslösen. Auch Drogenmissbrauch kann eine Rolle spielen, da bestimmte Substanzen wie Alkohol und Drogen die chemische Balance im Gehirn stören können.
Persönlichkeit und Temperament: Menschen mit einem hohen Maß an emotionaler Reaktivität oder Impulsivität sind möglicherweise anfälliger für Bipolare Störungen. Auch ein chronisches Gefühl der Überforderung oder ein ungesunder Umgang mit Stress kann das Risiko erhöhen.
Die Behandlung der Bipolaren Störung erfordert eine langfristige und umfassende Strategie, die Medikamente, Psychotherapie und Lebensstiländerungen umfasst. Ziel ist es, die Häufigkeit und Schwere der Episoden zu verringern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Medikamentöse Behandlung: Stimmungsstabilisatoren wie Lithium sind häufig die erste Wahl zur Behandlung von Bipolarer Störung. Diese Medikamente helfen, die extremen Stimmungsschwankungen zu kontrollieren und das Risiko von Rückfällen zu verringern. Antikonvulsiva und Antipsychotika können ebenfalls verschrieben werden, besonders während akuter manischer oder gemischter Episoden. Antidepressiva können in depressiven Phasen eingesetzt werden, müssen aber oft mit Vorsicht verwendet werden, da sie manische Episoden auslösen können.
Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hilft Betroffenen, negative Denkmuster zu erkennen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Eine spezifische Therapieform, die Interpersonelle und Soziale Rhythmustherapie (IPSRT), zielt darauf ab, stabile tägliche Routinen zu etablieren und den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren, was besonders wichtig für Menschen mit Bipolarer Störung ist.
Lebensstiländerungen: Regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sind entscheidend für das Management der Bipolaren Störung. Der Verzicht auf Alkohol und Drogen ist ebenfalls wichtig, da diese Substanzen die Symptome verschlimmern können. Betroffene sollten versuchen, Stress zu minimieren und einen strukturierten Tagesablauf einzuhalten.
Unterstützungssysteme: Der Aufbau eines starken Unterstützungssystems ist für Menschen mit Bipolarer Störung von großer Bedeutung. Familie, Freunde und Selbsthilfegruppen können emotionale Unterstützung bieten und helfen, Rückfälle zu verhindern.
Selbstmanagement: Das Führen eines Stimmungstagebuchs kann helfen, frühe Anzeichen von Episoden zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Regelmäßige Arztbesuche und die Einhaltung des Behandlungsplans sind ebenfalls entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Welche Hilfsmittel gibt es?
Hier sind einige nützliche Links und Ressourcen, die dir weiterhelfen können:
Webseiten:
- https://ibpf.org/: Umfangreiche Ressourcen und Informationen über Bipolare Störung.
- https://dgbs.de/: Informationen und Unterstützung für Menschen mit Bipolarer Störung und ihre Angehörigen.
- https://www.nimh.nih.gov/health/topics/bipolar-disorder: Detaillierte Informationen zur Bipolaren Störung, deren Ursachen und Behandlungsoptionen.
Studien:
- https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/bipolar-disorder: Ein umfassender Bericht der WHO zur Bipolaren Störung weltweit.
Bücher:
- „An Unquiet Mind: A Memoir of Moods and Madness“ von Kay Redfield Jamison: Eine Autobiographie, die einen Einblick in das Leben mit Bipolarer Störung gibt.
- „Bipolar Disorder: A Guide for Patients and Families“ von Francis Mark Mondimore: Ein umfassendes Buch, das sich an Betroffene und deren Angehörige richtet.
Artikel:
- Psychology Today – Bipolar Disorder: Ein ausführlicher Artikel über die Symptome, Ursachen und Behandlung der Bipolaren Störung.
Diese Ressourcen bieten dir umfassende Informationen und Unterstützung, um mehr über Bipolare Störung zu erfahren und geeignete Hilfe zu finden.